Deichfreilichtmuseum
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Ausarbeitung, Foto und Skizzen von Dr. Dirk Meier. Copyright beachten!
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Deichfreilichtmuseum in Büsum
Im Büsumer Neuenkoog liegt das im Mai 2006 eröffnete, für Besucher frei zugängliche Deichfreilichtmuseum. Hier wurden in Kooperation mit dem Bauamt der Gemeinde Büsum unter Leitung von Erich Pflügler, dem Landschaftsplaner Dr. Ulf-Henning Schauser, Eckernförde, sowie Dr. Dirk Meier als Experten für historische Küstenforschung vier alte Deiche nachgebaut. Das Freilichtmuseum dient der sachlichen Risikoinformation ebenso wie der Küstenschutzgeschichte. Die Errichtung des Museums erfolgte im Rahmen der Landschaftsgestaltung im Nordwesten Büsums, wo für Zwecke der Besiedlung und Wasserwirtschaft 50 ha ausgewiesen wurden.
Die Deichhöhen entwickelten sich in Abhängigkeit von dem jeweiligen Mittleren Tidehochwasser, somit an empirischen Erfahrungen älterer Fluthöhen.
Die ersten Seedeiche folgten dabei dem Verlauf der Buchten und Prielströme und wurden immer in einem Abstand zur See errichtet. Im späten Mittelalter erlaubte eine verbesserte Deichbautechnik dann die Abdämmung breiter Prielströme und größerer Meeresbuchten von ihren Rändern her.
Sommerdeich
Deichnachbau 1: Sommerdeich der Zeit um 1200 Die Deiche um 1200 waren oft nur Sommerdeiche zum Schutz der Wirtschaftsfluren. Diese waren als Überlaufdeiche mit flachen See- und Landseiten konstruiert. Während ihre Form – soweit durch Ausgrabungen vor allem in Nordfriesland belegt – variiert, sind sie meist nicht mehr als 1,50 m über der Marsch aufgeworfen. Bei Sturmfluten fanden die Menschen Schutz auf Wurten (Warften), die um 1200 mit Höhen von NN +3 m oft doppelt so hoch wie die Deiche waren. In der Landschaft lassen sich mittelalterliche Deiche an ihren niedrigen Ausmaßen und gebogenem Verlauf erkennen. Dort, wo zahlreiche Prielströme die Marschen durchschnitten, entstanden lokale, ringförmige Deiche. Erst als die Durchdämmung von Prielen technisch möglich war, war der Bau küstenparalleler Seedeiche möglich.
Stackdeich
Deichnachbau 2: Stackdeich des 16. Jahrhunderts Infolge immer weiterer Eindeichungen oder Abbrüchen des Vorlandes grenzten im 15./16. Jahrhundert viele Deiche direkt an das Meer. Um den Deichfuß zu sichern, entstanden an diesen Stellen die sog. „Stackdeiche“ (Holzungen in Niedersachsen). Den seeseitigen Fuß der Stackdeiche bildete eine steile Bohlenwand mit in den Untergrund eingerammten Eichenpfosten als Stützen. Zusätzlich stabilisierten in den Deichkörper reichende und mit einer Bohlenwand verzapfte Ankerbalken die Konstruktion. Als solche Widerlager am Ende des Ankerbalken dienten Astgabeln oder mit Querhölzern verzapfte Hölzer. Die Bretterwand verstärkten Erdsoden. Vom Deichfuß stieg die Außenböschung des Deiches flach an. Eine Beschreibung solcher Deiche auf Alt-Nordstrand überliefert der Odenbüller Pastor Johannes Petreus.
Deich um 1610
Deichnachbau 3: Deich um 1610 Das 17. Jahrhundert brachte dann neue technische Verbesserungen des Deichbauwesens, wie der nächste Nachbau im Büsumer Deichfreilichtmuseum zeigt. Die Deichbaumeister dieser Zeit stammten, wie Johan Clausen Rollwagen, meist aus den Niederlanden. Das Regelprofil der zu Beginn des 17. Jahrhunderts errichteten Deiche wies eine Außenböschung von 1:4, eine Innenböschung 1:1,5, eine absolute Höhe von 3 m und eine Basisbreite von 20 m auf. Diese Ausmaße lagen somit beträchtlich über denen der hochmittelalterlichen Deiche, wenn die Innenseite auch zu steil blieb.
Büsumer Bermedeich
Deichnachbau 4: Büsumer Bermedeich um 1805 Der vierte Nachbau ist ein 40 m breiter und 5 m hoher Büsumer Bermedeich von 1805 mit 1:5 geböschter Seeseite und 1:1,5 geneigter Landseite. Die staatliche Gesetzgebung dieser Zeit hatte vielerorts das Deichwesen reformiert und es unter die Aufsicht von Deichinspektoren gestellt. In Büsum erhielten die direkt an die See grenzenden und somit stark gefährdeten Deiche durch den Inspektor Sievers einen verbesserten Querschnitt, Bermen und teilweise auch Steindecken, wie der unter Denkmalschutz stehende Bermedeich von Warwerort bis Büsum demonstriert.
Seedeich
Von diesen Nachbauten reicht der Blick bis zum heutigen Büsumer Seedeich. Diese Sichtachse verdeutlicht den ernormen Wandel des Küstenschutzes. Keiner der historischen Deiche könnte heute noch den weit höher auflaufenden Sturmfluten standhalten.
Literatur
- Dirk Meier, Erich Pflügler u. Ulf-Hennig Schauser: Das Büsumer Deichfreilichtmuseum. Dithmarschen. Landeskunde – Kultur – Natur, Heft 2, 2008, 26-31.